Aufgrund einiger geschichtlicher Fügungen gelang es Spanien, sich Portugal untertan zu machen. 60 lange Jahre dauerte die spanische Herrschaft an - von 1580 bis 1640. Was jedoch kaum jemand weiß und die Spanier gerne unter den Teppich kehren, ist, dass es umgekehrt fast genauso passiert wäre. Nur tragische Umstände verhinderten, dass Ende des 15. Jahrhunderts der offizielle Thronfolger und einzige legitime Sohn König Joãos II. auf den spanischen Thron gelangte. 


Dom João II. von Portugal

König João II. (1455-1495), der dreizehnte König von Portugal aus dem Hause Avis, liebte seinen einzigen Sohn abgöttisch; ihm zu Ehren wurde die kleinere der beiden Inseln von São Tomé und Príncipe benannt. Dom João war jedoch ein weitsichtiger König, der versuchte, seinem geliebten Sohn das bestmögliche Erbe zu hinterlassen. Das bedeutete vor allem die Regentschaft über ein iberisches Großreich. Um sein Ziel zu verfolgen, vereinbarte er schon früh die Heirat seines Sohnes mit der ältesten Tochter des spanischen katholischen Königs Ferdinand II. von Aragonien und Isabella von Kastilien. Alternativ mit der jüngeren Schwester, falls die ältere schon vergeben sei - dies allerdings eher ungern.

Denn Dom João spekulierte auf die Erbfolge am spanischen Hof, der offizielle Thronfolger war nämlich gesundheitlich sehr angeschlagen. Und unter diesen Umständen war die spanische Infantin eine wesentlich interessantere Option als eine jüngere Tochter.

So kam es, dass der damals 15-jährige Alfons von Portugal 1490 die fünf Jahre ältere Prinzessin Isabel de Aragón y Castilla heiratete. Der Plan des Königs ging auf, das Großreich Iberien rückte in greifbare Nähe.

Nach nicht einmal einem Jahr versuchte das Königshaus Aragonien-Kastillien die Ehe aufzulösen. Die Gesundheit des spanischen Thronfolgers verschlechterte sich, und da dieser keine legitimen Nachkommen hatte, drohte Spanien in die Hand Portugals zu fallen. 

Der Streit der beiden Königreiche Spanien und Portugal, endete allerdings jäh am 13.07.1491, als der Prinz Alfons von Portugal in Santarém am Flussufer entlang ritt und aus ungeklärten Gründen vom Pferd stürzte. Der Unfall endete tödlich, und der einzige Zeuge, nämlich der Kammerdiener des Prinzen, setzte sich fast augenblicklich nach Kastillien ab, was zu vielerlei Gerüchten und Spekulationen führte. Es war möglicherweise ein tragischer Unfall. Tatsache ist jedoch, dass Spanien sehr vom Tod des jungen Prinzen profitierte. Denn aus dieser kurzen Ehe gingen keine erbberechtigten Kindern hervor.


Der Tod des Thronfolgers Afonso (Maler unbekannt)


Und der Wunschtraum von Dom João nach einem iberischen Großreich und Portugals Führung erfüllte sich nie. Im Gegenteil: Nach dem Tod des "Ritterkönigs" Sebastião übernahm Spanien für sechzig Jahre den portugiesischen Thron. Heute noch gedenkt man der Unabhängigkeit von dieser Fremdherrschaft mit einem Feiertag: Am 1. Dezember feiern die Portugiesen den Unabhängigkeitstag (Dia da Restauração) in Erinnerung an die Befreiung von der spanischen Fremdherrschaft. Dass es einmal fast anders gekommen wäre, daran erinnert sich heute kaum jemand. Dabei hatte der Tod des portugiesischen Infanten Afonso weltgeschichtliche Bedeutung...

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