Derzeit gibt es von der portugiesischen Regierung große Anstrengungen im Bildungs- und Erziehungsbereich, um mit Hilfe einer grundlegenden Reform im europäischen Vergleich wieder aufzuholen. Dabei wurden Maßnahmen wie die Verlängerung Pflichtschulzeit von neun auf zwölf Jahre, verstärkter Unterricht der englischen Sprache sowie erweiterter Nachmittagsunterricht bereits umgesetzt.
Ein umfangreiches Programm zur regional übergreifenden Einführung der Internetnutzung an Schulen und damit zum staatlich subventionierten Erwerb von Computern ist beschlossen und teilweise bereits ausgeführt. Nach dem Regierungswechsel 2011 wurde dieses Programm jedoch nicht weiter verfolgt.
Vorschulerziehung
Für Kinder ab drei und bis zu fünf Jahren ist die Vorschulerziehung freiwillig. Meist findet sie im Kindergarten statt. Träger von Kindergärten und Vorschulen sind sowohl staatliche Organisationen wie Wohlfahrtseinrichtungen, auch private und öffentliche Schulen, Verbände und andere Organisationen.
Schulpflicht/Bildungspflicht
Für Kinder gibt es ab der Vollendung des 6. Lebensjahres die allgemeine zwölfjährige Schul/Bildungspflicht, die mit dem Erreichen des 18. Lebensjahr erlischt. Kinder, die die Schulreife noch nicht erreicht haben, können ein Jahr zurückgestellt werden.
Kinder, die bis zum 31.12. das 6. Lebensjahr erreichen, können ebenfalls im September eingeschult werden, sofern Plätze frei sind. Bei der Selektion wird dabei nur der Geburtstag der Kinder berücksichtigt, nicht die Reife. Je näher der Geburtstag am Stichtag des 1. Schultages liegt, desto wahrscheinlicher ist die Einschulung.
Der Besuch staatlicher Schulen ist kostenlos. Allerdings müssen Bücher und andere Ausbildungshilfen/Unterrichtsmaterialien zum großen Teil selbst getragen werden.
Für finanzschwache Familien gibt es eine Beihilfe zur Ausbildung ihrer Kinder in Form von Zuschüssen zu Schulbüchern, zum Mittagessen in den üblicherweise ganztägigen Schulen und zu den Fahrtkosten.
Schulsystem
Die Grundschulbildung in Portugal nennt sich ensino básico. Sie setzt sich im Allgemeinen aus drei aufeinander aufbauenden Stufen zusammen und beginnt nach dem Besuch einer Vorschule für Kinder ab 3 Jahren. Diese ist allerdings auf freiwilliger Basis.
Danach schließt sich eine vierjährige Grundschule an, und zwar ab dem Alter von sechs Jahren, gefolgt von einer fünfjährigen Oberschule (bis zum 15. Lebensjahr). Es gibt drei aufeinander folgende "Zyklen":
- Primeiro Cíclo (vier Jahre = 1.-4. Klasse) mit einem einzigen Klassenlehrer (Professor/a de Turma), unter Umständen unterstützt von Fachlehrern, wie beispielsweise seit 2015 dem obligatorischen Englischunterricht. Dies ist die allgemeine Grundschulbildung
- Segundo Cíclo (zwei Jahre = 5.-6. Klasse) und
- Terceiro Cíclo (drei Jahre = 7.-9. Klasse) mit jeweils einem Lehrer pro Fach oder Fachbereich, von denen einer gleichzeitig Diretor de Turma (also eine Art für alles verantwortlicher "Klassenlehrer") ist.
Die anschließende Sekundarstufe umfasst drei Schuljahre (10.-12. Klasse) und ist für all jene Schüler vorgesehen, die ihre Schulbildung fortsetzen oder sich für den Arbeitsmarkt qualifizieren wollen. Man kann zwischen drei Richtungen wählen: dem wissenschaftlich-humanistischen Zweig, dem künstlerisch spezialisierten Zweig und dem technologischen bzw. beruflichen Zweig. Der entsprechende Unterricht findet an Sekundarschulen und Berufsschulen statt.
Im Anschluss an diese Grundbildung steht dann die Berufsausbildung oder der Besuch des so genannten weiterführenden Ergänzungsunterrichts - die cursos complementares. Hier gibt es drei Bildungsgänge - entweder mit einer gezielten Vorbereitung auf den Beruf oder aber für das Studium an einer Universität. Hochschulreife bekommt ein Schüler in Portugal jedoch auch, wenn er nach der Oberschule für drei Jahre die escola secundária besucht und diese erfolgreich abschließt.
Für Schüler, die die Bildungspflicht noch nicht abgeschlossen haben und nicht auf die weiterführende Sekundarstufe wechseln möchten, wurde zwischenzeitlich dreijährige Berufsausbildungen geschaffen. Die Ausbildung unterteilt sich in mehrere Blöcke, in denen sich Theorie und Praxis jeweils abwechseln. Nach erfolgreichem Abschluss erhalten die Jugendliche ein doppeltes Diplom: eins für die abgeschlossene Berufsausbildung, das andere über den Abschluss der Sekundarstufe.
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