Fado ist keine "altmodische" Musik. Es gibt sehr viele junge fadistas, und wer das Glück hat, einen fado vadio zu erleben, also den ganz ursprünglichen Gesang "aus dem Volk", wird staunen, wie viele junge Leute und Talente es gibt. Viele der modernen fadistas experimentieren mit traditionellen und modernen Musikelementen und "erfinden" so nicht nur einen "neuen Fado", sondern auch einen komplett neuen Stil dieser portugiesischen Musikrichtung.

Amália Rodriguez (1920-1999) war die wohl bekannteste Fadosängerin überhaupt. Sie machte ihre Musik auf der ganzen Welt bekannt. Aus ärmlichsten Verhältnissen stammend, begann die spätere  Königin des Fado ihre Karriere in einem Nachtklub in Lissabon im Jahr 1939. Kurze Zeit später ging sie bereits auf Tournee nach Brasilien und nahm dort die ersten Platten auf. Insgesamt sollen es etwa 170 gewesen sein, sogar in etlichen Filmen spielte sie mit. Ihr letzter öffentlicher Auftritt war bei der Weltausstellung in Lissabon, der Expo 1998. Ein Jahr später starb sie – und der damalige Premierminister Portugals rief eine dreitägige Staatstrauer aus. Zunächst wurde Amália auf dem Friedhof Prazeres beigesetzt, zwei Jahre später wurden ihre sterblichen Überreste in der Kirche Santa Engrácia bestattet, dem Panteão Nacional – als bisher erste und einzige Frau Portugals. 
Das Musical Amália, 2002 uraufgeführt und weltweit auf Tournee, ist ihr und ihrem Leben gewidmet. In Lissabon gibt es außerdem in der Rua de São Bento dasMuseu Fundação Amália Rodrigues.

Alfredo Marceneiro  (1891-1982) ist der Künstlername des Fadosängers  Alfredo Rodrigo Duarte. Er trat erstmals 1908 öffentlich auf und war bereit mit 20 Jahren schon bekannt. Sein Name bedeutet „Zimmerer“ und soll darauf hinweisen, dass er seine Lieder nur so zusammenbaue wie ein Holzarbeiter. Allerdings war er sich seines Könnens bewusst: Anekdoten erzählen, dass er stets mit Fuß aufstampfte und zu singen aufhörte, wenn es beim Vortrag seiner Lieder in einem Fadohaus zu laut wurde. Typisch für seinen Stil ist der Gesang mit extrem hoher Stimme, also im Falsett. Er gilt als einer der größten Fadistas und wurde bei einem Auftritt im Jahr 1948 in Anwesenheit von Amálias zum „König des Fado“ ausgerufen. Er war außerdem einer der Förderer Amálias, obwohl er niemals über die Grenzen Portugals hinaus bekannt wurde. In den Zeiten der Diktatur wurde er – weil er völlig unpolitisch agierte – nicht behelligt. Seinen letzten Auftritt hatte er im Alter von fast 90 im Jahr 1980.

Carlos do Carmo  (geb. 1939) ist der Künstlername des Fadistas Carlos Alberto Ascensão de Almeida. Seine Mutter Lucília do Carmo (1920–1999) war selbst eine bekannte Fadosängerin, ihr gehörte auch ein Fadohaus. Ihr zu Ehren nahm er seinen Künstlernamen an. Die erste Platte von Carlos do Carmo erschien bereits 1963 – und weil er sich, im Gegensatz etwa zu Amália nicht mit den Machthabern der Diktatur arrangierte, wurde er mehrmals wegen seiner Kontakte zur Opposition verhaftet. Carlos do Carmo gilt als typischer Vertreter des Lissabonner Fados, er sang aber außerdem auch Chansons, etwa Jaques Brel. Heute gilt er als „Erneuerer“ der alten Fadotradition, weil er sich nicht nur die alten Lieder singt, sondern eben anspruchsvolle Texte sucht und mit verschiedenen Autoren zusammenarbeitet. Er arbeitet außerdem eng mit den jungen Fadistas zusammen und trat beispielsweise 2002 mit Mariza in der Alten Oper in Frankfurt auf.

Die "neuen" fadistas

Madredeus wurde 1987 gegründet und ist eine der auch international bekanntesten Musikgruppen, die sich dem Fado – aber auch eigenen Kompositionen – verschrieben hat. Die Gruppe - vor allem ihre Sängerin Teresa Salgueiro - wurde durch den Film "Lisbon Story" des deutschen Filmemachers und Regisseurs Wim Wenders weltweit bekannt. 
Teresa Salgueiro (siehe unten) ist mittlerweile mit einer Solokarriere sehr erfolgreich.

 

Mariza (geb. 1973) ist heute – wie Amália – weit über die Grenzen Portugals international bekannt und gilt als würdige Nachfolgerin der „Königin des Fado“. Sie gewann mehrmals den BBC Award für „Best European Artist“. Mariza stammt aus Mozambique, wuchs im Lissabonner Stadtteil Mouraria auf und feierte dort ihre ersten Erfolge. Heute noch soll sie, wenn sie in Portugal ist, dort hin und wieder spontan auftreten. Vielleicht haben Sie ja Glück!

Ebenfalls international bekannt sind:


Dulce Pontes
(geb. 1969)

Cristina Branco
(geb. 1972)

Caman
é
 
(geb.1967) 

Mísia
(geb. 1955)

Teresa Salgueiro
 (geb. 1969)

Telmo Pires 
(geb. 1973)

   

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