Zwei musikalische Grundformen
Der Fado aus Coimbra wird nach wie vor beinahe ausschließlich von Männern gesungen und hat als Thema eher das Studentenleben, die Jugend, die durchzechten Nächte. Die fadistas in Coimbra treten immer in den typischen schwarzen Umhängen der "Studententracht" auf.
Der Sänger Zeca Afonso stammt ebenso aus dieser Tradition wie der Gitarrist Carlos Paredes.
Der Fado Lissabons dagegen ist eher schwermütig; er stammt aus den Armenvierteln der Stadt und erzählt vom schweren Schicksal, von großen Emotionen, aber auch vom Leben der kleinen Leute. Die "klassische" fadista ist üblicherweise in Schwarz gekleidet und trägt dazu einen schwarzen Fransenschal - wohl eine Erinnerung an das Prostituiertenmilieu, aus dem der Lissabonner Fado stammen soll. So schreibt zumindest Dr. Peter Koj von der portugiesisch-hanseatischen Gesellschaft in seinem Lexikon des Fado...
Fado und saudade – das wehmütige Sehnsuchtsgefühl der Portugiesen – sind untrennbar miteinander verbunden. Es gibt überall im Land Fado-Vereine und auch spontane Zusammenkünfte – den Fado Vadio –, bei denen nicht nur ein Künstler auftritt, sondern sich spontan auch Zuhörer am Gesang beteiligen.
Daneben kennt man Fadokonzerte – mit einer Bühne, auf der fadista und Musiker ihre Kunst zeigen: der so genannte Fado Profissional . Sogar in den Liedern der portugiesisch-kanadischen Popsängerin Nelly Furtado finden sich Elemente des Fado.
Der (oder die) fadista und die Musikinstrumente
Die Sänger des Fado nennt man Fadista – das Wort gilt für Männer und Frauen gleichermaßen. Es gibt – neben der weltberühmten, im Jahr 1999 verstorbenen Amália, die den Fado über die Grenzen Portugals hinaus getragen hat – heute viele bekannte Fadosänger. Durchaus auch unter jungen Leuten. Jedes Jahr findet in Lissabon und Porto jeweils eine Grande Noite do Fado statt, eine Veranstaltung, bei der sich junge Talente präsentierten.
Drei Instrumente gehören traditionell zum Fado: die klassische Gitarre, die guitarra portuguesa – eine Gitarre mit zwölf Saiten, die ziemlich bauchig ist und eher wie eine Laute aussieht – und als drittes die Bassgitarre. Alle werden übrigens fast ausschließlich von Männern gespielt – es gibt nur sehr wenige Frauen, die sich da dran wagen. Die einzige, die momentan professionell die guitarra portuguesa spielt, ist Marta Pereira da Costa.