Bereits im ersten Jahrzehnt der Herrschaft von  João I. (1357-1433) begannen die Entdeckungsreisen der portugiesischen Seefahrer und damit der unaufhaltsame Aufstieg zur Weltmacht. Im Vertrag von Windsor schließen die beiden Seenationen England und Portugal 1386 eine „ewige und unverbrüchliche Freundschaft“.


João I. regierte Portugal von 1384-1433

Joãos Sohn Henrique O Navegador („der Seefahrer“) wurde 1394 geboren und eroberte bereits als junger Mann im Jahr 1415 die erste der Kolonien, die das Weltreich der Portugiesen begründete:  Ceuta, an der Küste Nordafrikas; es gehört heute als Exklave zu Spanien. Henrique selbst ist allerdings nur ein einziges Mal zur See gefahren – eben nach Ceuta.

Eine Schule für die Seefahrer Portugals

Danach widmete er sich ganz und gar der Wissenschaft: Er soll – das ist historisch allerdings nicht unumstritten – das Fortaleza de Sagres als Seefahrerschule gebaut haben, mit einer riesigen 43 Meter durchmessenden Windrose. 


Oben: Die Windrose in der Fortaleza von Sagres.
Rechts: Heinrich der Seefahrer (1394-1460)
 

Tatsache ist, dass Henrique ab etwa 1418 eine Art Wissenschaftszentrum errichtete: Hier wurde alles zusammengetragen, was für die Seefahrt wichtig war – Kartenmaterial, Informationen aus Astronomie und Geografie, aus Mathematik und Nautik. Auch die Karavelle, also das Schiff, mit dem die portugiesischen Seefahrer sich die Welt eroberten, soll hier entwickelt worden sein.


Portugiesische Karavelle

Hinzu kamen neuartige verschiedene nautische technische Geräte: Das Astrolabium (um Winkelmessungen am Himmel durchzuführen) kannten bereits die Griechen – neu hinzu kamen die Armillasphäre, Jakobsstab und Quadrant sowie der Kompass.  

   

Armillasphäre (links) und Jakobsstab (rechts)

 
Quadrant (links) und Kompass (rechts)

Vom Seeweg nach Indien bis nach China

Henrique förderte die Entdeckungsreisen mit dem Ziel, einen Seeweg nach Indien zu finden und so den Handel zur See zu vereinfachen. Die nötigen finanziellen Mittel standen ihm zur Verfügung – war er doch auch weltlicher Großmeister des Christusritterordens. Eigentlich endete das Kolonialreich Portugals sogar erst im Jahre 1999: mit der Rückgabe der Provinz Macau an die Volksrepublik China: eine Kolonialgeschichte fast 600 Jahren …

 

Allerdings: Zu Lebzeiten Henriques wurde der Seeweg nach Indien nicht entdeckt – erst 40 Jahre nach seinem Tod war es soweit. Bis zu seinem Tod jedoch hatten die Portugiesen bereits die gesamte westliche Küste Afrikas bis zum heutigen Liberia erkundet. Danach gab es eine Pause von etwa zehn Jahren: Interne Machtkämpfe mit dem portugiesischen Adel und das Verlangen des Hauses Avis, in die kastilische Politik einzugreifen, machten die Kassen leer. Es gab erst einmal keine finanziellen Mittel für weitere Expeditionen. 

Neue Handelsrouten und der Sklavenmarkt

Prinzipiell war Portugal daran interessiert, vor allem Handelsrouten aufzubauen und zu sichern. Aus diesem Grund errichtete man an den Küsten in Afrika, Arabien und später Indien und Asien Stützpunkte. Von denen aus wurde Handel mit den umliegenden Dörfern und der einheimischen Bevölkerung getrieben. Außerdem waren sie Stationen zur Aufnahme von Verpflegung und Wasservorräten für die langen Expeditionsfahrten.
In den Jahren nach Entdeckung der Kapverdischen Inseln begann auch der Sklavenhandel, der erst 1850 verboten wurde. Gut 20 Jahre nach dem Tod Henriques wurde die Festung São Jorge da Mina an der Goldküste gegründet; damit war der Handel mit Sklaven nicht mehr von der Landroute mit Karawanen durch die Sahara abhängig: Die Einkünfte des portugiesischen Königs sollen sich mehr als verdoppelt haben. Und es war wieder genügend Geld für Entdeckungsfahrten vorhanden...

Im Zuge der Entdeckungsfahrten und Eroberungen gab es bald Konflikte mit dem benachbarten Kastilien. Dort befürchtete man, dass der Expansionsdrang Portugals die eigenen Belange einschränken könnte. Wegen der Kanarischen Inseln kam es zwischen 1451 und 1454 sogar zu bewaffneten Auseinandersetzungen. 

Die "Aufteilung Welt" zwischen Portugal und Spanien

Deshalb wurde im Jahr 1494 wird der Vertrag von Tordesillas geschlossen: Er legte genau fest, wie die noch zu entdeckende Welt zwischen Portugal und Spanien aufgeteilt würde: Alle bisher unentdeckten Gebiete westlich einer knapp 700 Kilometer westlich der Azoren verlaufenden Linie waren dem spanischen Herrscher vorbehalten, alles östlich davon durfte das portugiesische Reich sich einverleiben. Dieser Vertrag ist beispielsweise der Grund dafür, dass Portugal erfolgreich Ansprüche auf Brasilien erhob. 


Die Aufteilung der Welt nach dem Vertrag von Tordesillas

König Emanuel I. (Dom Manuel O Afortunada), genannt „der Glückliche“, war der reichste Herrscher Europas. In seine Zeit fällt die Entdeckung des Seewegs nach Indien durch Ferdinand Magellan (Fernão de Magalhães). Lissabon wurde zum Mittelpunkt des Welthandels, zeitweilig hatten die Portugiesen das globale Monopol im Gewürzhandel.
1557 gründeten sie die erste europäische Niederlassung im China – Macau, das erst vor knapp 20 Jahren, nämlich 1999, an die Volksrepublik China zurückgegeben wurde. Macau übrigens war nicht als Kolonie erobert, sondern den Portugiesen vom chinesischen Kaiser geschenkt worden – als Dankesgabe für die erfolgreiche Vertreibung der Piraten im Perlfluss.


Heute noch sind die Beschilderungen in Macao auch in Portugiesisch.

Der Wohlstand in Portugal Mitte des 16. Jahrhunderts war unvorstellbar groß: Nicht nur die Krone und der Adel, auch Kaufleute gewannen unermessliche Reichtümer, prachtvolle Bauwerke entstanden – in einem ganz eigenen Baustil, der Manuelinik. Portugal gehörte neben Spanien zu den reichsten Nationen der Welt. Und damit zu den mächtigsten. 

Das Goldene Zeitalter - und sein rasches Ende

Dom Manuel starb 1521, sein Nachfolger João III. hatte als wichtigste Aufgabe vor allem innenpolitisch eine religiöse Frage zu klären: Bereits unter König Manuel war es nach der Ausweisung der Juden aus Spanien im Jahr 1492 zu Konflikten gekommen. 60.000 Juden flüchteten nach Portugal, vier Jahre später wurden sie auch hier verbannt. Etwa zehn Prozent der bürgerlichen Bevölkerung waren Juden – nur wer sich taufen ließ, konnte im Lande bleiben. Viele taten das nicht und gingen lieber ins Exil. Und selbst die Getauften waren nicht sicher: Es kam zu Pogromen und in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts wurden die „neuen Christen“ (Cristãos Novos) verfolgt und umgebracht. 1531 ließ Dom João III. dann die Inquisition zu – damit waren der Verfolgung Tür und Tor geöffnet. Beinahe 1.500 getaufte Juden wurden in den folgenden 200 Jahren zum Tode verurteilt und hingerichtet.


Das erste auto-da-fé (port. "Glaubensgericht" fand in Lissabon 1540 statt.

Nach dem Tod König Joãos III. im Jahre 1557 zeichnete sich der Niedergang des Hauses Avis-Beja ab: Der designierte Nachfolger, der Enkel Dom Joãos, war erst drei Jahre alt. Zunächst übernahm die Großmutter die Regierungsgewalt, dann der Großonkel und Erzbischof von Lissabon sowie Primas von Portugal, Kardinal Henrique. Erst 1568 übernahm Sebastião den Thron, als Fünfzehnjähriger.
Er scheiterte an dem ehrgeizigen Plan, Portugal um ein großes nordafrikanisches Reich zu erweitern. Sein Krieg gegen den marokkanischen Heere nach dem Tod des dortigen Sultans ging mit einer verheerenden Niederlage zu Ende.
Dom Sebastião selbst fiel in der Schlacht im Jahr 1578 – ohne Nachkommen, und sein Leichnam blieb verschollen. Sein Großonkel Kardinal Henrique bestieg zwar den Thron – aber ihm blieben nur zwei Jahre. Nach seinem Tod im Jahr 1580 gab es keinen Vertreter des Hauses Avis-Beja mehr.
Damit konnten die Habsburger, genauer gesagt, der spanische König Philipp II. Anspruch auf den portugiesischen Thron erheben: Für 60 Jahre war Portugal unter der Fremdherrschaft Spaniens.

60 Jahre unter spanischer Krone

Als Dom Filipe I. (in Spanien: Philipp II.) richtete der König sein Hauptaugenmerk auf den Kampf gegen die Türken – und für die Gegenreformation. Er sandte 1588 die spanische Armada gegen England, die von der Flotte Elisabeths I. vernichtend geschlagen wurde.
Auch in Portugal hatte er wenig Glück: Immer wieder kam es zu Aufständen, das Volk liebte die spanischen Herrscher nicht gerade. Ein Aufstand im Jahr 1640 – Grund waren die hohen Steuerabgaben, die für die spanischen Kriege in Übersee abgepresst werden sollten – führte dazu, dass das spanische Königshaus aus Portugal vertrieben wurde.

Der neue König war João IV., Herzog von Bragança; seine Großmutter entstammte der alten königlichen Familie. Die Dynastie Bragança regierte dann praktisch bis 1910 – bis zur ersten portugiesischen Republik.

Auf einen Blick

  • Beginn der Dynastie Avis-Beja 1385
  • Eroberung der ersten Kolonie: Ceuta 1415
  • Entdeckungsfahrten und Expeditionen 1415-1580
  • Luís Vaz de Camões 1524-1588
  • Ende des Hauses Avis-Beja 1580
  • Spanische Fremdherrschaft 1580-1640
  • Beginn der Dynastie Bragança 1640 

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