Während der Völkerwanderung, etwa ab 400 unserer Zeitrechnung, ging die römische Herrschaft auf der iberischen Halbinsel dem Ende zu. Vor allem die Sueben (neben Wandalen, Alanen und Westgoten) eroberten das alte Hispanien. Die Sueben setzten sich dabei im Gebiet des heutigen Portugal fest: Ihr Herrschaftsgebiet umfasste das Gebiet des heutigen Galicien und reichte über Minho und Douro bis an den Tejo. Zentrum war ihre Hauptstadt Bracara Augusta (das heutige Braga).
Um die Mitte des fünften Jahrhunderts wurden die Sueben von den Westgoten zurückgedrängt, um 550 bekehrte der Heilige Martin von Dume als Bischof von Braga sie zum Christentum. Endgültig wurden die Sueben 585 in das Reich der Westgoten eingegliedert.
Der Untergang der Westgoten und die maurische Eroberung
Im Jahre 711 ging das Westgotenreich unter: Über die schmale Meerenge bei Gibraltar eroberten die Mauren die gesamte iberische Halbinsel, sie war ab 718 – bis auf nördliche Bergregionen – fest in arabischer Hand. Damit gehörte das Gebiet des heutigen Portugal ebenfalls zum Herrschaftsgebiet des arabischen Emirats, später des Kalifats von Córdoba. Es begann – im Gegensatz zur Herrschaft durch Sueben und andere germanische Völker – eine wahre Blütezeit für Wirtschaft und Gesellschaft: In der Landwirtschaft wurden durch den Einsatz künstlicher Bewässerung und neuer Nutzpflanzen ungeahnte Erfolge erzielt. Naturwissenschaften und Medizin erlebten einen ungeahnten Aufschwung, denn in beidem waren die Mauren den Europäern weit voraus. Kultur und Kunst entwickelten sich frei und dazu kam – heute kaum vorstellbar – eine weitgehende Religionsfreiheit.
Anders als in Spanien sind in Portugal kaum architektonische Zeugnisse aus jener Zeit erhalten geblieben – nicht einmal an der Algarve, jenem portugiesischen Landstrich an der Südküste, der heute noch seinen Namen direkt von der Arabern ableitet: al-gharb heißt ja nichts anderes als „der Westen“, weil diese Region die westlichste des Maurenreichs war. Hauptursache für diese kärglichen Überreste ist vor allem das Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755, das die meisten Städte und Ortschaften an der Algarve zerstörte.
Der Beginn der Rückeroberung
Schon 717 gelang es im Norden der iberischen Halbinsel einige Gebiete von den Mauren zurückzuerobern. Die Reconquista, also der christliche Widerstand gegen der Machthaber aus Arabien, wurde von Pelágio organisiert. Er ließ sich nach einem Streit mit dem muslimischen Machthaber von Asturien, im nordischen Bergland zum König wählen und sah sich in der Tradition und als Nachfolger des untergegangenen Westgotenreichs. Sein Sieg über die Mauren im Jahr 722 begründete die Reconquista, die erst 770 Jahre später, mit dem Fall der maurisch-spanischen Stadt Granada im Jahr 1492 endete. Erst danach war die iberische Halbinsel wieder zur Gänze in christlicher Hand.
In Portugal allerdings endete die Wiedereroberung bereits knapp früher: als nämlich König Afonso III. im Jahr 1249 die Stadt Faro an der Algarve einnahm und damit de Mauren endgültig aus seinem Land vertrieb.
Auf einen Blick
- Ende der römischen Herrschaft ab 400
- Herrschaft der Westgoten bis 711
- Herrschaft der Mauren ab 718
- Erste Anfänge der Reconquista ab 722
- Endgültige Rückeroberung Portugals 1249