Nach einem leckeren Essen: „Digestif gefällig?“ Portugal hat eine Menge zu bieten: nicht nur Liköre, sondern ausgezeichnete Brandys und Schäpse.
Süßweine und Liköre
Etwas Süßes zum guten Schluss und zum Kaffee - das gehört in Portugal nach einem guten Essen einfach dazu.
Süßer Kirschgenuss
Ginja oder ginjinha wird aus Kirschen hergestellt, der Likör stammt ursprünglich aus der Gegend von Óbidos. Er wird mit oder ohne die eingelegten Kirschen genossen. Im Lokal lassen Sie’s besser, aber traditionsgemäß, so heißt es, spuckt man die Kirschkerne auf den Boden. Ganz besonders lecker: Manchmal serviert man ginja in einem kleinen „Becher“ aus dunkler Schokolade. Da hat man dann Dessert und Digestif in einem…
Berühmt wurde der ginja vorallem in Lissabon: Hier gibt es am Largo de São Domingos die kleine Bar A Ginjinha ("Das Kirschlein"). Seit mehr als 150 Jahren schenkt man dort nur dieses einzige Getränk aus - bei lisboetas, also den Einwohnern Lissabons, genauso beliebt wie bei Touristen!
Port, Madeira und Moscatel
Madeira ist ein Süßwein, den man sowohl als Aperitif wie Digestif genießen kann. Er stammt von der gleichnamigen Insel im Atlantik.
Portwein darf ausschließlich aus einer bestimmten Region in Portugal stammen.
Moscatel – ein Süßwein aus der Muskatellertraube, der ein bisschen nach Honig und Orangen schmeckt. Er gilt - neben Port und Madeira - als der dritte große Süßwein Portugals.
Feines aus Kräutern oder Mandeln
Licor Beirão ist ein Kräuterlikör – er enthält ausgewählte Pflanzen und Kräuter und wird doppelt destilliert. Das genaue Rezept ist (natürlich!) geheim.
Amendoa amarga ist ein Mandellikör, der ein bisschen an Amaretto erinnert – allerdings ist er nicht braun, sondern weiß. Kleiner Tipp: Probieren Sie ihn mit einer Zitronenscheibe und viel Eis!
Licor de Anis escarchado ist ein Anislikör. Spezialität in Portugal: eine Flasche, in der eine kandierte Anispflanze eingelegt ist.
Absinto besteht aus Wermut, Anis, Fenchel und Kräutern – eine geheime Rezeptur selbstverständlich. In Portugal gibt es Absinth seit den 1920er Jahren, und man trinkt ihn traditionell mit Zucker von einem speziellen Löffel.
Brandys und Branntweine
Bagaço oder aguardente heißt eigentlich erst mal „Schnaps“, und meist handelt es sich um einen Tresterschnaps – also im Grunde eine Art Grappa
Medronho stammt aus dem Alentejo und von der Algarve: Er wird aus den Früchten des Erdbeerbaums gemacht und nicht industriell hergestellt, sondern meist schwarz gebrannt. Der Staat duldet’s, die GNR (Polizei) verkostet mit – denn medronho zu brennen ist eine alte Tradition. Es gibt praktisch ausschließlich kleine, private Brennereien. Vor allem in und um Monchique, im Norden der Algarve. Das Pflücken der Früchte ist harte Arbeit, und so lassen viele Landbesitzer mit Medronho-Sträuchern Landarbeiter die mühsame Ernte erledigen und die Früchte zum Brennen bringen. Danach wird geteilt: Jeweils ein Drittel des erzeugten Schnapses bekommen Gutsherr, Pflücker und Brenner.
Macieira hat nichts mit dem gleichnamigen Apfelbaum zu tun, ist also kein „Apfelbrand“ wie der französische Calvados, sondern ein, wenn er gut gebrannt ist, hervorragender weicher Brandy. Der Name geht auf den „Erfinder“ zurück, auf José Guilherme Macieira, der 1885 nach einem Besuch in Frankreich mit der Herstellung von Cognac begann (damals noch keine geschützte Herkunftsbezeichnung). Macieira wurde bei der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900 ausgeschenkt.
(Dieser Text stammt - mit freundlicher Genehmigung der Autorin - aus dem Buch "Korkesel & Sardinenblüte. Handbuch für den Urlaub in Portugal", ISBN: 978-3-946223-02-3 Printausgabe € 12,-- /eBook € 5,99)
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