„Wait to be seated“ – bitte auch in Portugal! Selbst wenn der Tisch, den Sie im Lokal ganz selbstverständlich ansteuern, nicht mit einem Schildchen „Reserviert“ (reservado) versehen ist. In Portugal ist es üblich, selbst in einer normalen kleinen Kneipe, wenigstens kurzen Blickkontakt zum Kellner (oder zum Chef) aufzunehmen, bevor man sich einen Tisch aussucht. Selbstverständlich wird man sich bemühen, Ihnen einen Tisch nach Ihren Wünschen zuzuweisen – aber die Höflichkeit gebietet es eben, das mal eben mit dem Kellner abzustimmen.
Bitte beachten Sie also: In der Regel betritt man ein Lokal und wartet einen Moment,
bis man vom (Ober)Kellner oder Chef selbst einen Tisch zugewiesen bekommt.
Selbst in guten Restaurants ist es durchaus üblich, dass der Kellner über die weiße Stofftischdecke eine Papierdecke legt. Stören Sie sich nicht daran – das hat nichts, aber auch gar nichts mit der Qualität des Lokals zu tun. Sondern spart bei mehr als einem „Durchlauf“ der Gäste, dass komplett frisch (und für den Wirt teuer) eingedeckt werden muss. Nach dem Essen werden die Papierdecken entsorgt und der nächste Gast hat so wieder einen sauberen Tisch. Das gilt vor allem für Restaurants, in denen man Fisch oder Meeresfrüchte anbietet: In einer marisqueira darf man ja so manches mit Fingern essen oder muss Taschenkrebse oder Hummerscheren öffnen – das spritzt dann schon mal…
Es kann ein böses Erwachen geben, wenn es ans Zahlen geht – und all die leckeren Vorspeisen plötzlich auf der Rechnung auftauchen, die vermeintlich „zum Probieren“ angeboten wurden. Selbst „nur“ Butter, Brot und Oliven werden nicht gratis angeboten. All das ist später auf der Restaurantrechnung zu finden – allerdings meist mit einem so geringen Betrag, dass es nicht wirklich ins Gewicht fällt. Sardinen- oder Thunfischpaste kostet ebenfalls kein Vermögen und schlägt mit ca. 50 Cent pro Päckchen zu Buche. Insgesamt liegt der Preis für Brot, Butter und Oliven – das so genannte Couvert – zwischen einem und drei Euro.
Schinken, Käse, Thunfisch- und Sardinenpaste, Brot, Oliven - das sind in Portugal typische Vorspeisen.
Links im Bild sind Entenmuscheln - percebes: Jeder Portugiese liebt sie, denn sie "schmecken wie das Meer".
Anders ist es mit entradas wie pata-preta (das ist der unheimlich leckere Schinken vom schwarzen Schwein), kleinen sardinhas à espanhola – das sind kleine Sardinen in Tomaten-Zwiebel-Soße –, salada de atum (Tunfischsalat) oder salada de polvo (Tintenfischsalat), kleinen Pasteten und was es noch so an Leckereien gibt. Käse wird ebenfalls als Vorspeise angeboten (der „schließt“ also nicht den Magen, sondern „öffnet“ ihn).
Solche entradas sind köstlich, aber – teuer. Der luftgetrocknete Schinken kostet pro Portion schon mal acht Euro, und die Sardinen schlagen mit etwa fünf bis sieben Euro zu Buche. Wenn Sie zu zweit oder gar viert essen gehen, wird das kein billiges Mahl. Vor allem, wenn Sie eine Zeitlang aufs Essen warten müssen, Appetit oder gar Hunger haben und deshalb nicht nur eine Vorspeise verzehren…
Bitte aufpassen: Laut Gesetz muss der Kellner fragen, ob Sie diese Vorspeisen wollen. Falls Sie sicher sind, dass Sie darauf verzichten wollen, sagen Sie einfach pode levantar se faz favor („Das können Sie bitte wieder mitnehmen!“). Oder não precisamos das entradas („Wir brauchen keine Vorspeise!“). Manchmal wird die Nachfrage einfach „vergessen“, gerade in Touristenhochburgen, und Sie müssen die kleinen Leckereien bezahlen. Selbst dann, wenn Sie nur eine einzige Olive vom Tellerchen genommen oder nur ein kleines Sardinchen probiert haben.
Der Text "Vorspeisenfalle" stammt - mit freundlicher Genehmigung der Autorin - aus dem Buch
"Korkesel & Sardinenblüte. Handbuch für den Urlaub in Portugal"
ISBN: 978-3-946223-02-3 Printausgabe € 12,-- /eBook € 5,99)
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