Brasilianischen Kaffee (immerhin knapp ein Drittel auf dem Weltmarkt) gibt es nur deshalb, weil Portugal im Jahr 1727 Kaffeepflanzen in die damalige Kolonie brachte und Kaffee seither dort angebaut wird. Auch aus Angola und Mozambique, die früher ebenfalls zum portugiesischen Weltreich gehörten, wird Kaffee importiert. Kein Wunder also, dass es in Portugal eine ganze Reihe hervorragender Kaffeeröstereien und -marken gibt: etwa Buondi und Bicafé, Chave d’Ouro und Camello, Delta und Sical, Tofa und noch etliche andere. Manch ein Genießer sogar außerhalb Portugals ist der festen Überzeugung: Portugiesischer Kaffee gehört zu den besten der Welt – und es gibt heute noch unzählige Sorten, die man sich als Kunde ganz nach Gusto mischen und mahlen lassen kann.

Einfach nur mal eben „einen Kaffee, bitte“ bestellen – das verursacht in Portugal ganz bestimmt eine Nachfrage der Bedienung. Denn es gibt eine ganze Menge, was Sie da beachten sollten. Und das alles ist dann noch – je nach Region – unterschiedlich. Eine kleine portugiesische Kaffeekunde:

Café ist schlicht und einfach ein Espresso. Allerdings wird – gerade in Regionen mit vielen Touristen – mittlerweile stets nachgefragt. Denn so mancher Urlaubsgast erwartet bei einem Café eben keinen starken Espresso, sondern seinen „heimischen“ Kaffee, und das wäre dann der

Café americano oder abatanado. Amerikaner trinken ihren Kaffee nämlich nicht allzu stark. Und so gleicht diese Variante eher dem „deutschen“ Filterkaffee. abatanado heißt so viel wie „gedämpft“, also ohne Power.

Carioca de café ist noch schwächer: Dann bekommen Sie nämlich einen Kaffee, der sozusagen ein „Zweitaufguss“ ist. Hier gibt es eine kleine Falle: Wer lediglich carioca bestellt, bekommt nämlich – Zitronentee. Der heißt zwar offiziell carioca de limão. Aber Sie haben vielleicht schon gemerkt, dass die Portugiesen in Sachen Kaffee gerne etwas Verwirrung stiften… 

Descofeinado nennt sich jeder Kaffee – ob Espresso oder „normaler“ –, der koffeinarm bzw. koffeinfrei ist.

Um nescafé bestellen Sie, wenn Sie wirklich nur einen „löslichen“ Kaffee möchten. Das gibt es tatsächlich, allerdings outen Sie sich dann nicht unbedingt als Kaffeegenießer.

Bica ist der typische Espresso – in der kleinen, dickwandigen Tasse serviert, die zu etwa zwei Dritteln gefüllt ist.

Warum das Wort bica? Dafür gibt es zwei Erklärungen: Man nennt den „Ausguss“ einer Kaffeemaschine so. Wie banal! Die andere Geschichte ist hübscher: Danach ist das Wort eigentlich ein Akronym – nämlich aus Beba isto com açúcar – „Trinken Sie dies mit Zucker”. Es stammt aus einer Kampagne des berühmten A Brasileira. Anfangs – das Café A Brasileira gibt es in Lissabon schon seit 1905 und seit 1907 im Norden, in Braga – schmeckte den Kunden nämlich „Espresso pur“ einfach zu bitter; und so erhielten sie den Rat, ihn mit Zucker zu trinken. Deshalb kennt man die bica ursprünglich nur in Portugals Hauptstadt. Mittlerweile ist der Begriff aber weit verbreitet. Im Norden Portugals, vor allem in der Region Porto, nennt man den Espresso allerdings eher cimbalino. Denn die ersten Espressomaschinen in Portugal stammten von der heutigen Edelmarke „La Cimbali“.

Café cheio oder einfach nur cheio („voller Kaffee“) bedeutet, dass der Espresso bis zum Tassenrand aufgefüllt wird. Er ist also nicht mehr so stark wie der „normale“ Espresso. Beim café cheio com agua wird die Tasse mit heißem Wasser aufgefüllt.

Café Italiano ordern Sie, wenn Sie einen richtig starken Espresso möchten. Dann bekommen Sie nämlich nur eine halbe Tasse – aber mit derselben Menge an Kaffeepulver. Das nennt man auch café curto – also einen „kurzen (oder knappen) Kaffee“.

Café duplo ist dasselbe, allerdings mit der doppelten Menge an Kaffee und Wasser.

Café pingado („getropfter Kaffee“) bestellen Sie, wenn Sie Ihren Espresso mit ein bisschen Milch genießen wollen. Im Norden Portugals nennt man das café cortado. Bitte nicht zu verwechseln mit dem café curto – siehe oben.

Café pingo – Achtung: Verwechslungsgefahr! – heißt in Nordportugal die umgekehrte Variante: also heiße Milch mit ein wenig Kaffee, in einer Espressotasse serviert. Damit es kompliziert bleibt, Sie aber stets gerüstet sind, merken Sie sich am besten gleich: Dasselbe nennt sich im restlichen Portugal café garoto (was so viel heißt wie „Kaffee Bengel“ – wohl deshalb, weil solch ein schwacher Kaffee auch für Knaben geeignet ist).

Galão kommt nicht in der kleinen Tasse, sondern in einem Glas. Und er besteht aus Milch (zwei Drittel) und Kaffee (ein Drittel). Auch beim galão kennt man Unterschiede: Wenn Sie ihn forte bestellen, ist etwas mehr Espresso enthalten. Ordern Sie Ihren galão dagegen clarinho, so ist mehr Milch darin.

Cafe com leite entspricht unserem Milchkaffee. Aus für uns nicht recht nachvollziehbaren Gründen heißt der allerdings auf der Insel Madeira anders, nämlich chinesa. Der Name soll daher stammen, dass man Kaffee früher aus chinesischen Porzellantassen trank, auf deren Boden das Bild einer Chinesin gemalt war. Der „normale“ Kaffee heißt auf Madeira übrigens chino. Merken Sie sich’s, falls Sie Ihren nächsten Urlaub auf Madeira planen und dort Milchkaffee trinken möchten.

Meia de leite – „halb Milch“ – ist die Mischung aus Milch und Kaffee, und zwar je zur Hälfte. Im Unterschied zum galão allerdings wird der meia de leite in einer normal großen, dickwandigen Kaffeetasse serviert.

Café com cheirinho ist „Kaffee mit Düftchen“ – und zwar dem Duft des Alkohols. Mit anderen Worten: Wenn Sie diese Variante bestellen, bekommen Sie Ihren Espresso mit einem Schuss Bagaço oder Macieira, Medronho (alles Branntweine) oder Whisky.

 

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