Das portugiesische Wichtel-Trio: Fradinho da mão furada, Zanganito und Trasgus

Wie in anderen Ländern findet man auch in Portugal in mündlich überlieferten Sagen und Legenden des Mittelalters zahlreiche mysthische Wesen: Die Menschen waren noch fromm und gläubig, die Kirche mächtig und das eigene Seelenheil hing ständig am seidenen Faden. In Portugal existieren gleich drei Wichtelarten, die fest im Aberglauben der Menschen verankert sind: Fradinho da mão furada, Zanganito und Trasgus.
Der "Fradinho da mão furada" (= wörtlich Mönchlein mit der durchbohrten Hand) war vor allem während seiner Hochphase im Mittelalter, in vielen Häusern zu finden.

Wie alle Wichtel trugen sie stets eine rote Zipfelmütze. Sie waren den Hausbesitzern nicht immer wohlgesonnen. Oft schlüpften sie durchs Schlüsselloch ins Schlafzimmer und machten es sich dann auf den Menschen gemütlich. Waren sie besonders dreist, sprangen sogar auf ihnen herum. So sorgten sie dafür, dass die Menschen um den Schlaf kamen oder mit Alpträumen gequält wurden.

António José da Silva (1705-1739) schrieb folgendes über den Fradinho da Mão Furada in seinem gleichnamigen Buch:
"Die einen nennen mich Diabinho da Mão Furada (= wörtlich: Teufelchen mit dem Loch in der Hand), die anderen "Mönchlein" aus dem einfachen Grund, weil einige von

uns die Zügel so schleifen lassen (= mão tão rota) und sich alle Freiheiten herausnehmen;

wir lassen den Honig aufkochen, vermehren das Olivenöl und die Güter, verteilen das Glück und vor allem, wenn die Hauseigentümer uns gute Gesellschaft leisten, stöbern wir für sie sogar Schätze auf."

Der "Zanganito" ist wie sein Name schon sagt, der Wichtel des Zorns und dürfte der einzige sein, der es in unsere heutige Zeit geschafft hat. Im Gegensatz zum "Fradinho da mão furada" bleibt dieser kleine Geist nicht im Haus, um von dort aus auf den Menschen einzuwirken, sondern begleitet diesen überall hin. Der Volksmund behauptet, dass vor allem kleine Kinder von ihm oft heimgesucht werden: Sie lassen sich auch tagsüber leicht vom Zanganito beeinflussen, weil sie mit ihm auf Augenhöhe sind. Das Einwirken des Wichtels erkennt man immer daran, dass die Kinder aus dem Nichts heraus zu trotzen anfangen und ungehorsam sind. Der "Zanganito" hört erst auf, das Kind zu quälen, wenn dieses vor Wut anfängt zu toben.

Der letzte des Trios ist der "Trasgus". Während der "Zanganito" die Kinder quält, ist der "Trasgus" der Sage nach eine ungetaufte Kinderseele (eine sogenannte verlorene Seele), die zurück auf die Erde kommt, um Unfug anzustellen. Er zerschlägt Geschirr und Glas, verrückt Möbel, lässt Früchte verderben und versteckt mit Vorliebe irgendwelche Gegenstände. Am liebsten agiert der Trasgus des Nachts, wenn die Hausbewohner gerade Schlaf gefunden haben.

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